Orthopädie – Das besondere Handwerk für Menschen mit Fingerspitzengefühl

Noch im Mittelalter richtete der Arzt mit einfachsten Hilfsmitteln gebrochene Knochen oder ausgerenkte Gelenke, egal, ob bei Mensch oder Tier. Heute sind es Fachärzte, die nach langer Ausbildung auf Wissen und Technik zurückgreifen und diffizile Operationen und andere Maßnahmen durchführen. Das Leistungsspektrum der Orthopädie heute mit Rückblick auf ihre Wurzeln ist Thema dieses Beitrags.

Grundlegende Ausbildungsinhalte für Orthopäden
Speziell im Bereich der Orthopädie nutzt man operative und konservative Therapietechniken. Sie dienen dazu, Fehlbildungen, Störungen, Erkrankungen und akute Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates zu lindern und zu heilen. Da oft die Grenzen zwischen Unfallchirurgie und Orthopädie fließend sind, führte man die beiden Fachbereiche zusammen. Die Facharztausbildung, deren Inhalte in einem Merkblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe dargestellt werden, ist dadurch wesentlich vielseitiger. Das Ergebnis: Patienten profitieren vom umfangreichen Wissens- und Erfahrungsspektrum der behandelnden Ärzte.

Orthopäden haben ein grundlegendes Verständnis für das menschliche Skelett.
Quelle: pixabay.com © bykst (CC0 Public Domain)

Der kurze Rückblick zu den Wurzeln der Orthopädie

Der französische Arzt Nicolas Andry de Boisregard (1658-1742) prägte den Begriff der Orthopädie, ein kurzer Abriss seines Wirkens lässt sich in den Ortho-News Ausgabe 2011/1 nachlesen.

  • Er verfasste das Buch mit dem Titel „Orthopädie oder Die Kunst bey den Kindern die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu verbessern“.
  • In Deutschland gilt Johann Georg Heine (1771-1838) als Begründer der Orthopädie. Er arbeitete zunächst als Instrumentenmacher für die Julius-Maximilians-Universität.
  • Im Jahr 1802 eröffnete er eine eigene Werkstatt, in der er orthopädische Hilfsmittel wie Rollstühle und Prothesen anfertigte.
  • 1816 gründete er in Würzburg mit dem Karolinen-Institut die erste orthopädische Einrichtung in Deutschland.

Orthopädie heute

Unfälle oder Erkrankungen stören das komplexe System des Körpers. Sie beeinträchtigen die Funktion von

  • Sehnen und Muskeln,
  • Knochen,
  • Gelenke,
  • Bänder,
  • Nerven oder Gefäße.

Das führt zu Bewegungseinschränkungen und Schutzhaltungen und verursacht somit weitere Schmerzen. Die erste Aufgabe des Orthopäden besteht darin, eine sichere Diagnose zu treffen. Diese erfolgt mit Hilfe modernster Technik und in Form von Ultraschalluntersuchungen, Röntgenbildern und Magnetresonanz- bzw. Computertomographie.

Spezielle Bereiche der Orthopädie

Zu den weiteren Tätigkeiten eines Orthopäden gehört beispielsweise die Arthroskopie.

  • Die Arthroskopie ermöglicht minimal-invasive Gelenkspiegelungen, um Fehlstellungen oder Verletzungen an den sogenannten „großen Gelenken“ festzustellen. Damit bezeichnet man die Gelenke von Schulter, Ellenbogen, Knie und Hüfte sowie das obere Sprunggelenk. Auf diese Weise werden Meniskusverletzungen, Kreuzbandrisse oder Verletzungen der Achillessehne deutlich.
  • Ist die Biomechanik des Fußes beeinträchtigt, kommt es hin und wieder zu Fehlstellungen wie Hammerzehen, Verkürzungen oder Verschiebungen der Gelenkstrukturen. Solcherlei Krankheitsbilder werden – etwa in der Orthopädie in Göppingen – durch operative Eingriffe reguliert oder korrigiert.
  • Die Rheumatologie ist ebenfalls ein Teil der operativen Orthopädie, insbesondere in Bezug auf die entzündliche Gelenkerkrankung Arthritis. Hier unterscheidet man – je nach Umfang der Erkrankung – zwischen Monarthritis, Oligoarthritis und Polyarthritis.
  • Im Rahmen der Orthopädie behandelt man außerdem Fehlstellungen der Wirbelsäule oder ihre Verletzung durch Unfälle, Verrenkungen oder Bandscheibenvorfälle.

Ein Schleudertrauma der Halswirbelsäule tritt z.B. bei einem Auffahrunfall mit dem Wagen ein und wird durch eine plötzliche Überstreckung und Beugung verursacht. Dabei können Zerrungen und Rissen an der Halswirbelsäule auftreten oder Verletzungen und Blutungen im Bereich der Bandscheiben. Operative Eingriffe tragen zur Linderung der Beschwerden und zur Heilung bei. Mit Blick auf die Kosten ist es für potenzielle Patienten ratsam, vorsorglich eine passende Zusatzversicherung abzuschließen. Diese übernimmt zum Beispiel zusätzlich anfallende Kosten, die für ein Einbettzimmer oder die Chefarztbehandlung anfallen.

Regelmäßige Krankengymnastik stärkt den Bewegungs- und Halteapparat
Quelle: pixabay.com © arhy82 (CC0 Public Domain)

Zu den wichtigsten Rehabilitationsmaßnahmen zählt die Krankengymnastik. Funktionsdefizite werden behandelt und Störungen der Bänder, Sehnen und Muskeln korrigiert und ausgeglichen. Die physikalische Therapie wirkt unterstützend und fördert den Heilungsprozess durch Bäder, Packungen, Massagen, Strom- oder Kältereize.

Orthopädie: Heilberuf für die Zukunft – Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine

Die Orthopädie ist heutzutage eine weitere Schnittstelle, an der die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine deutlich wird. Bei Operationen leisten spezielle Navigationsgeräte wichtige Hilfestellungen, um innere Verletzungen exakt zu lokalisieren und zu beheben. Endoprothesen werden durch solche Geräte wesentlich passgenauer eingesetzt. Operationsroboter erlauben den Ärzten nahezu blutungsfrei und bei bis zu 20facher Vergrößerung zu agieren. Dabei steuern die Ärzte feinste Instrumente und greifen auf mehr Bewegungsmöglichkeiten zurück, als es die menschliche Hand erlaubt. Hochentwickelte Gangroboter unterstützen die Patienten in der Klinik während der Rehabilitationsphase, beispielsweise, wenn sie nach einem Unfall das Laufen wieder neu erlernen oder allgemein ihre Bewegungsstruktur stärken müssen.

Quellen:

Pixabay.com © bykst (CC0 Public Domain)

Pixabay.com © arhy82 (CC0 Public Domain)

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