Inkontinenz – Formen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Die Inkontinenz ist ein Krankheitsbild, das zwar viele Menschen – in Deutschland schätzungsweise 5 bis 9 Millionen – trifft, von Betroffenen oftmals aber verschwiegen wird. So ist die Inkontinenz zweifellos eine unangenehme und den Lebensalltag einschränkende Erkrankung, kann aber jeden Menschen einmal treffen und ist daher nichts, wofür man sich schämen müsste. Dabei tritt sie in verschiedenen Formen auf, kann unterschiedliche Ursachen haben und ist in vielen Fällen sehr gut behandelbar.

Formen und Schweregrade bei Inkontinenz
Liegt eine Inkontinenz vor, können Betroffene den Stuhl- oder Harnabgang nicht mehr ausreichend kontrollieren und müssen in der Regel Inkontinenzhilfsmittel verwenden. Dabei tritt die Harninkontinenz deutlich häufiger auf. Hier unterscheidet man vor allem die Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Mischinkontinenz, Überlaufinkontinenz und Reflexinkontinenz. Während dabei die Belastungsinkontinenz insbesondere bei Tätigkeiten wie Heben, Lachen oder Niesen auftritt, liegt eine Dranginkontinenz vor, wenn die Blase überaktiv ist und dann regelmäßig eine plötzliche, unkontrollierbare Entleerung veranlasst. Die Mischinkontinenz ist schließlich eine Mischung aus diesen beiden Inkontinenzformen. Daneben bezeichnet die Überlaufinkontinenz eine nicht mehr vollständige und meist schmerzhafte Blasenentleerung, wohingegen es bei der Reflexinkontinenz durch schwere Nervenverletzungen zu einer absolut willkürlichen Blasenentleerung kommt. Darüber hinaus wird die Inkontinenz in vier Schweregrade eingeteilt. So liegt die leichteste Form als Tröpfcheninkontinenz vor, wenn nur einige Tropfen Harn unkontrolliert abgehen. Je nachdem, welche Mengen Urin in welchem Zeitraum weiterhin unhaltbar werden, kann außerdem zwischen mittlerer, schwerer und sehr schwerer Inkontinenz unterschieden werden.

Mögliche Ursachen der Inkontinenz
Eine der Hauptgründe für Inkontinenz ist im natürlichen Alterungsprozess zu sehen. Denn mit zunehmen Alter verliert der Beckenboden, der die Blase, Harnleiter und Prostata bei Männern sowie Gebärmutter bei Frauen zusammenhält, zunehmend an Festigkeit. Dadurch erschlaffen vor allem auch der Blasen- und Darmschließmuskel, wodurch der Urin – aber auch der Stuhl – nicht mehr richtig beziehungsweise lang genug gehalten werden kann. Bei Frauen kommt es zusätzlich in Folge von Schwangerschaften und Geburten zu einem Erschlaffen des Beckenbodens, was meist aber nur vorübergehend ist. Daneben können eine Vielzahl von Erkrankungen die verschiedenen Inkontinenzformen begünstigen. Dazu zählen vor allem Blasenkrebs und Prostatakrebs, aber auch Nervenerkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose. Aber auch Unfälle, bei denen die Nerven um die Blase und die Harnleiter geschädigt wurden, sowie Schäden infolge von Operationen können eine Inkontinenz verursachen. Je nachdem, welche Grunderkrankung der Inkontinenz zugrunde liegt, bieten sich unterschiedliche Behandlungs- und Therapieansätze an.

Therapie und Behandlung von Inkontinenz
Vor allem bei der reinen altersbedingten Inkontinenz in Folge eines erschlafften Beckenbodens und hier bei leichter oder mittlerem Schweregrad kann man mit einem gezielten Beckenbodentraining sowie Toilettentraining als einer Art Verhaltenstraining sehr gute Erfolge erzielen. Ist die Inkontinenz jedoch stärker ausgeprägt, lohnt sich meist – vor allem bei Frauen mit einem Gebärmuttervorfall – eine operative Straffung des Beckenbodens. Aber auch manche Medikamente wie Anticholinergika, die die Überaktivität des Blasenschließmuskels regulieren, können einer Inkontinenz erfolgreich entgegenwirken. Schließlich bietet sich bei manchen Patienten aber auch der Einsatz eines Blasenschrittmachers an, welcher etwaigen Nervenfehlsteuerungen entgegenwirkt und damit die Inkontinenz therapiert.
Somit ist die Inkontinenz für Betroffene zwar ein leidiges Thema, sie kann jedoch in vielen Fällen gut therapiert werden und vor allem durch geeignete Hilfsmittel wie Einlagen im Alltag bestens versorgt werden.

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